Mein Restauratoren-Blog
Lesen Sie hier, in kurzen Auszügen, was es Wissenswertes über meine Arbeit zu sagen gibt.
Das Heilige Grab in der kath. Pfarrkirche St. Wendelin in Eyershausen
Das hl. Grab zu Eyershausen ist im Biedermaierstil ausgeführt.
Die ursprüngliche Fassung ist leider übermalt. Sie war wie der Hochaltar marmoriert.
Eine Befunduntersuchung der Malschicht ergab diesen Beweis. Es wird zu Ostern jedes Jahr aufgestellt und kann in Eyershausen besichtigt werden.
Fotodokumentation Renate Bonfig: Foto1 Vorzustand, Foto2 Zwischenzustand, Foto3 Endzustand
Das Hl. Grab wurde wiedergefunden:
Das Hl. Grab stammt aus der Barockzeit. Es ist in sog. Kulissenform gemalt.
Bei der Kirchenrenovierung 1992 wurden viele einzelne Kulissen im Turmzimmer wiedergefunden.
Eine Befunduntersuchung hat ergeben, dass die einzelnen Kulissen früher einmal
wie der Hochaltar bemalt/marmoriert waren. Diese Bemalung stammt vermutlich von J.P.Herrlein.
Erst später wurde diese Fassung von Schirmer, einen ehemaligen Schüler
von J.P. Herrlein übermalt. Er erhielt 1798 8 Gulden "wegen Mahlung des Hl. Grab".
Die Konservierung und Restaurierung der Fassung
Eine Freilegung auf die Erstfassung war leider nicht möglich, da sich an den Kapitellen der
Säulen die beiden Fassungen miteinander wie "verbacken" hatten, sodass sich die erste Malschicht nicht von der zweiten Malschicht trennen ließ.
So wurde die jetzt sichtbare Fassung konserviert und restauriert.
Fehlende Bögen wurden vom Schreiner ergänzt und die Fassung rekonstruiert. Es entstand wieder ein vollständiges Gesamtbild.
Die gesamte Malschicht wurde gefestigt.
Fehstellen in der Fassung wurden punktuell retuschiert.
Schusterleuchten - elektrisches Licht
Die beiden Schusterleuchten an der vorderen Kulisse sind leider verloren gegangen.
So wurde farbiges elektrisches Licht als neue Zutat hinzugefügt.
Das Hl. Grab wird ab Gründonnerstag aufgestellt und beleuchtet. Und steht über Ostern.
Das besondere des Hl. Grabes
Das besondere dieses Hl. Grabes ist, dass sich die einzelnen Kulissen ändern.
Die Wächterfiguren kommen erst nach der Kreuzabnahme zum Hl. Grab.
Ebenso wird im unteren Bereich die Grablege in der Christus später liegt ohne ihn gezeigt.
Nach der Kreuzabnahme kommt das originale Bild mit der Christusfigur hinzu.
Nach der Auferstehung wird das Bild dann gewechselt und die Grablege ist wieder leer zu sehen, jedoch mit der auferstandenen Christusfigur am hinteren Teil der Kulisse. Hinter dieser letzten Kulisse befindet sich der Tabernakel des Hochaltares.
Sicherlich zur Osterzeit ein sehenswertes Hl. Grab mit den jeweiligen Veränderungen
und einen Besuch nach Eyershausen wert.
Das Cembalo
Mit größter Wahrscheinlichkeit stammt das Cembalo aus Neapel und wurde Ende des 17.Jhd/Angang des
18.Jhd. gefertigt.
Fotodokumentation Renate Bonfig: Foto1 Endzustand Restaurierung Gemälde, Foto2
Befunduntersuchung, Foto3 Endzustand
Gesamtansicht (Foto Michael Günther)
Die Restaurierung des Gemäldes
Die Malschicht des Cembalodeckels wurde in Öl auf Holz ausgeführt.
Mit einer hellen weißlichen Grundierung, die als Untergrund des eigentlichen Gemäldes dient. Dargestellt ist eine idealisierte, süditalienische Landschaft. Die Malschicht zeigt keine größeren Fehlstellen oder Abplatzungen.
Ein leichter Verschmutzungsgrad konnte gereinigt werden. An den zusammengesetzten Holztafeln ist ein Riss entstanden. Dieser wurde mit Balsaholz verspänt und ca. 2mm unter der Malschicht ausgedünnt. Das Balsaholz wurde mittig mit dem Skalpell eingeschnitten, sodass sich der Riss beim späteren bewegen des Holzes (unterschiedliche Luftfeuchte) genau an dieser Stelle glatt öffnen kann und die Malschicht keinen Schaden trägt.
Das Gehäuse des Cembalos
Das Cembalo, so berichtet der Besitzer Michael Günther, wurde sicher in Neapel gefertigt.
Eine Befunduntersuchung am Gehäuse des Cembalos ergab, dass mehrere Fassungen (Malschichten) vorhanden sind. Das Cembalogehäuse wurde öfter einmal neu bemalt.
Weitere Recherchen des Besitzers haben ergeben, dass das Cembalo vom einem Geigenbauer
gebaut wurde, vermutlich von Niccolo Gagliano. Dieser tat als seine Handschrift in den Resonanzboden Zettelchen, die jedoch nur bei Öffnung des Bodens sichtbar wurden.
Auf diesen Zettel steht:
" In Concepione tua Virgo Maria Immaculata fuisti.
Ora pro nobis Patrem, cujus Filium de Sp. s. peperisti"
Auch ist der Resonanzboden mit Firnis eingelassen, was Cembalobauer nicht taten, sondern ausschließlich Geigenbauer.
Das Cembalo ist datiert Enden17. Jhd./Anfang 18. Jhd.
Das Instrument spielen zu hören ist sicherlich eine Reise nach Schloss Homburg wert.